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Ed Tibbitts - A week in Südtirol with Team Wiggle - Giro Delle Dolomiti

Das war hart! Ich habe gerade den 39. Giro Delle Dolomiti hinter mir. Ein 6-Tage-Rennen in den Dolomiten in Südtirol. Insgesamt habe ich 877 km zurückgelegt, saß 38 Stunden auf dem Fahrrad und habe über 13.000 Höhenmeter gemeistert. Das war für mich eine echte Herausforderung.

Gute Voraussetzungen?

Zwei Wochen vor dem Rennen habe ich an einem Zeitfahren teilgenommen und mich wohl etwas überanstrengt, sodass ich mir einen mittelschweren Riss in der linken Achillessehne zugezogen habe. Nicht gerade ideale Voraussetzungen. Aber mit Kinesologie-Tape, Schmerztabletten und guter Ausstattung hab ich es dann doch über die Ziellinie geschafft und zwar mit doch ganz respektabler Zeit. Ich habe sogar einige meiner Kollegen vom Team Wiggle hinter mir gelassen, zumindest auf einigen Etappen. Bin also richtig zufrieden.

Vor dem Rennen habe ich mich mit Rote-Beete-Riegeln, und eingedeckt, damit ich die lange Strecke auch überstehe. Außerdem habe ich mir noch eine neue Oakley Radar Sonnenbrille zugelegt sowie mein Rad mit ausgestattet, um für weniger Gewicht auf den Anstiegen zu sorgen. Mehr zu meiner Vorbereitung könnt ihr auch in diesem Blog hier nachlesen.

Casual decent home, 500+ riders

Meine Vorbereitung lief ganz gut und war am Ende auch ausreichend, um mich ins Ziel zu bringen. Ich habe es zwar vorab nicht geschafft, alle meine geplanten 160 km Fahrten auf aufeinanderfolgenden Tagen zu absolvieren, aber eine intakte Achillessehne hätte auch weitergeholfen.

An dem Training werde ich aber fürs nächste Mal noch intensiver arbeiten. Es ist einfach so wichtig für so ein Event. Dein Körper muss mit den Schmerzen und der langen Zeit im Sattel klar kommen.

Ein anderer Tipp wäre noch, dass ihr euch eine Kompaktkurbel für einen solchen Event zulegt. Oder eine Kassette mit einem großen Spektrum von Gängen. Über die wirst du dich dann bei 20 % Steigung freuen. Wie wäre es also mit 39/28 für die steilsten Anstiege?

Südtirol – Was für ein Vergnügen

Ich hab ein paar absolut unglaubliche Erfahrungen machen können. Das Rennen war außerdem super organisiert. Verschiedene Berge von über 2.000 Höhenmetern zu erklimmen, darunter auch das legendäre Stilfser Joch (2.758 m) und auch das Sellajoch (2240 m), jeden Tag neue Straßensperren aufgrund des Rennens und zahlreiche Versorgungsstopps entlang der Strecke – beeindruckend.  

Stelvio from the top

Das Rennen war jeden Tag entsprechend zeitlich festgelegter Kletterabschnitte organisiert. Diese bewegten sich zwischen 1,4 km langen, besonders steilen Anstiegen, über durchschnittliche 11,8 % bis hin zu sich lange hinziehenden Anstiegen von 10 – 24 km Länge mit einer durchschnittlichen Steigung von 6,6 – 10,2 %. Gefahren wird in einer Gruppe von über 500 Fahrern mit Unterstützungswagen und mobilen Straßensperren.

Rolling around the vinyards on stage 6

Jeden Tag konnten wir uns ein kleines Versorgungspaket mit Essen und Bekleidung zusammenstellen, das wir dann auf der Hälfte der Etappe aufgreifen konnten. Besonders wärmere oder wetterfeste Bekleidung war da besonders gern dabei. In den Bergen kann das Wetter so schnell umschlagen. Meine  war da ideal.

Passo sella stage, decent from top, waiting in the lower valley

Das Rennen ist an sich ziemlich entspannt. Du kannst wann immer du magst stoppen und in den Dörfern einen Kaffee trinken oder ein Eis essen. Manche haben auch für die Mittagspause Halt gemacht, anstatt das bereitgestellte Essen zu sich zu nehmen. Es war ganz angenehm so viel Freiheit zu haben und somit dann auch mehr von Land und Leuten kennenzulernen. Danach ist man dann einfach wieder los, hat sich der Gruppe wieder angeschlossen und konnte weiterhin die atemberaubende Aussicht von den gesperrten Straßen aus genießen.

view of the bunch, ride home

Gewohnt haben wir im Gantkofel Hotel in Andriano. Es liegt 12 km von der Startlinie in Bozen entfernt und ich hab mich ziemlich schnell an die vier Gänge gewöhnt, die dort am Abend serviert wurden. Auch der Pool wird mir fehlen.

Not a bad view from the hotel balcony

I quickly got used to four course meals in the evening

Unsere Fahrräder waren auch sehr gut aufgehoben und die Angestellten haben wirklich alles getan, um unseren geschundenen Körpern einen angenehmen Aufenthalt zu garantieren. Sie haben uns sogar schon um 4:45 Uhr in der Früh das Frühstück angerichtet.

Ben on one of the long bike paths

Südtirol an sich ist besonders radfahrerfreundlich. Die Radwege sind so breit und verbinden die Dörfer miteinander. Die Landschaft lässt sich schwer beschreiben. Die Berge und die Flüsse sind einfach wunderschön.

Stage 5 climb view, final 6km or so ...

Bozen selbst ist eine geschäftige und lebhafte Stadt mit schönen Gebäuden, toller Architektur und Einkaufsmöglichkeiten.

View of the town from half way down stage 1 climb

Ja, und das Fahren selbst, das war hart. Berge und Hitze – an so was sind wir in Großbritannien nicht gewöhnt. Die Temperaturen sind an manchen Tagen auf über 38° C angestiegen. Da mussten es dann schon 4 bis 6 Flaschen an isotonischen Getränken pro Tag sein.

Team after stage 1, wiggle 7th overall

Lunch on stage 6

Die Straßenoberfläche war ein Traum und ein ganz schöner Unterschied zu denen, die ich von zu Hause aus kenne. Alles war gut befestigt und nur in den Bergen gab es hier und da mal ein paar Straßenschäden, die man aber bei den extremen Wetterbedingungen wirklich verzeihen kann.

tim, ben and andy after stage 1, 10.2% average gradient for 10k

Ben and Richard riding

Angetrieben hat mich eine kleine Kopie des Streckenverlaufs, auf der ich sehen konnte, wann der nächste Versorgungspunkt anstand. So konnte ich meine Energie ganz gut einteilen. Die Zeitzonen waren mit Schildern für 3, 2 und 1 km ausgewiesen, was auch ziemlich hilfreich war.

me on the descent of stage 3

the start_finish line for timing chips

Gesamteindruck und nächste Herausforderung

Ich hatte Glück und keinerlei mechanische Probleme während der gesamten Strecke. Noch nicht einmal einen Platten! Nur mein Körper tat echt weh und erst jetzt, nach 3 bis 4 Tagen, fühle ich mich wieder wie der Alte. Es war die Anstrengung aber auf jeden Fall wert!

Wir haben ein paar ganz tolle Leute kennengelernt und Freundschaften in der Radfahrer-Gemeinde geschlossen. Dieses unbeschreibliche Erlebnis ist wirklich etwas, dass ich anderen Fahrern nur ans Herz legen kann, wenn sie ihre Leistung aufs nächste Level bringen wollen. Steigert euch immer mehr, wetteifert mit anderen und genießt die Landschaft. Es ist die Chance überhaupt, eine ganz besondere Atmosphäre und ganz besonders schön-schmerzhafte Anstiege kennenzulernen.

rolling around the vinyards

Und als Beweis für die erbrachte Leistung erhält man Ende einen Ausdruck der gemessenen Zeiten auf einer Giro delle Dolomiti Urkunde mit allen Streckenabschnitten. Diesen Beweis werde ich mir auf jeden Fall bald einrahmen und an die Wand hängen! Es werden auch Fotos des Events zum Verkauf angeboten und man kann sich selbst auf ihnen entdecken, egal ob in einem persönlich guten oder schlechten Moment des Rennens.  

Beautiful lake on stage 5 ride home

Was steht jetzt als nächstes an? Vielleicht ein paar Rennen, um die Saison abzuschließen. Und dann geht es an die Planung fürs nächste Jahr. Vielleicht noch mehr Crits in Großbritannien? Mehr Eintagesrennen? Oder Etappenrennen in Europa?

Ich werde auf jeden Fall alles etwas besser planen und mir jeden Monat ein Ziel setzen, das ich erreichen möchte. So steigere ich mich hoffentlich und kann mich noch mehr aufs Fahren freuen. Nach so einer Leistung in Südtirol wird eine Steigerung jedoch hart sein. Das Rennen mit meinen Freunden war wirklich die absolute Krönung des gesamten Jahres.

The fingers, dolomites, passo sella climb

Für die tolle Unterstüztung möchte ich mich bei folgedenen Stellen bedanken:

 

  • dhb und Sportful Radbekleidung 
  • Scicon für einen sicheren Transport meines Fahrrads
  • Dem Gantkofel Hotel für einen unvergesslichen Aufenthalt
  • Südtirol für die wunderschöne Landschaft und die netten Menschen
  • Und dem Giro Delle Dolomiti Team für eine Meisterleistung in der Planung und der Organisation dieses tollen Events

 

 

Über den Autor

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Ed Tibbitts
Published on: 19 Aug 2015

Ed is a team leader in the design department whilst at work, but after work he rides both MTB and road bikes whenever he can find the time. Over 100 rides this year, and over 200 hours riding has given him the chance to put all sorts of products to the test.